Schafwolle und Schurwolle
Geschichte der Schafwollverarbeitung
Schafwolle hat eine lange Tradition und wurde bereits in der Bronzezeit als textiler Rohstoff genutzt. Über viele Jahrhunderte hinweg war sie jedoch ausschliesslich privilegierten Gesellschaftsschichten vorbehalten.
Schafwolle als Luxusgut
Aufgrund ihrer zahlreichen vorteilhaften Eigenschaften galt Schafwolle als besonders wertvoll und wurde dementsprechend hochpreisig gehandelt. Erst im 19. Jahrhundert, mit der zunehmenden Einfuhr aus Australien und Neuseeland, wurde Schafwolle auch für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich.
Einfluss synthetischer Fasern
Die Verbreitung preisgünstiger synthetischer Fasern führte jedoch zu einem Rückgang der Nachfrage nach Schafwolle. In den vergangenen Jahren erfährt dieses Naturprodukt jedoch eine erneute Wertschätzung. Im Gegensatz zu synthetischen Fasern, die auf Erdöl- und Kohlebasis hergestellt werden, verfügt Schafwolle über herausragende funktionale Eigenschaften, darunter die Fähigkeit zur Feuchtigkeitsaufnahme sowie die Vermeidung elektrostatischer Aufladung.
Darüber hinaus bietet Schafwolle zahlreiche weitere Vorteile, die sie als nachhaltigen Rohstoff besonders attraktiv machen.
Eigenschaften von Schafwolle
Die herausragenden Eigenschaften von Schafwolle sind auf die spezielle Struktur ihrer Fasern zurückzuführen:
- Die Aussenfaser ist wasserabweisend und lässt ausschliesslich Wasserdampf durch.
- Der Faserstamm besitzt die Fähigkeit, bis zu einem Drittel seines Eigengewichts an Feuchtigkeit aufzunehmen, ohne sich feucht anzufühlen.
Natürliche Selbstreinigung von Schafwolle
Ein wesentliches Merkmal von Schafwolle ist ihre hervorragende Feuchtigkeits- und Geruchsabsorption. Gleichzeitig verfügt sie über eine natürliche Selbstreinigungsfunktion:
Schmutzpartikel können nur schwer in die Fasern eindringen und bleiben an der Oberfläche haften. Durch die Reibung der unterschiedlich stark gekräuselten Faserarten wird Schmutz auf natürliche Weise abgestossen – ohne den Einsatz chemischer Reinigungsmittel.
Darüber hinaus trägt Schafwolle zu einem ausgeglichenen Raumklima bei, indem sie Feuchtigkeit reguliert und Schadstoffe aus der Luft absorbiert.
Die Vorteile von Schafwolle im Überblick
✔ Feuchtigkeits- und geruchsabsorbierend, selbstreinigend
✔ Nachwachsender, nachhaltiger Rohstoff aus regionaler Produktion
✔ Temperaturregulierend: speichert Wärme und wirkt klimatisierend
✔ Schwer entflammbar, antistatisch und antibakteriell (geeignet für Allergiker)
✔ Hohe Elastizität und Strapazierfähigkeit
Bezeichnungen von Schafwolle und Schurwolle
Die Begriffe „Schafwolle“ und „Schurwolle“ werden im allgemeinen Sprachgebrauch häufig synonym verwendet, obwohl sie sich inhaltlich unterscheiden.
Definition von Schurwolle
Als Schurwolle wird ausschliesslich Wolle bezeichnet, die von lebenden Schafen gewonnen wird. Nach den Vorgaben des Textilkennzeichnungsgesetzes muss naturbelassene Schurwolle zudem folgende Kriterien erfüllen:
✅ Sie darf keiner schädigenden Verarbeitung unterzogen worden sein.
✅ Sie darf nicht bereits in anderen Erzeugnissen verwendet worden sein.
Klassifikation nach Alter und Schurhäufigkeit
- Lammwolle: Erste Schur nach etwa sechs Monaten; besonders weich und hochwertig.
- Jährlingswolle: Wolle von einjährigen Schafen, fein und dennoch strapazierfähig.
- Einschurwolle: Wolle von Schafen, die nur einmal pro Jahr geschoren werden.
Weitere Unterscheidungen
- Schlacht- oder Hautwolle: Wolle von bereits verendeten Tieren.
- Reisswolle: Recycelte Wolle, die aus alten Textilien gewonnen wird.
Qualitätsunterschiede bei Schafwolle
Die Qualität von Schafwolle wird durch verschiedene Faktoren bestimmt.
1. Qualitätsunterschiede innerhalb eines Tieres
Die Beschaffenheit der Wolle variiert je nach Körperregion des Schafes:
✅ Schultern – Feinste und hochwertigste Wolle
✅ Seitliche Partien – Gute Qualität mit vielseitiger Verwendung
✅ Hals & Rücken – Etwas gröber, aber dennoch strapazierfähig
✅ Beine, Stirn, Scheitel & Bauch – Tendenziell minderwertigere Wolle
2. Einfluss der Schafrasse
Auch die Rasse des Schafes hat einen erheblichen Einfluss auf die Wollqualität. Beispielsweise unterscheidet sich die feine Wolle des Merinoschafes deutlich von der gröberen und robusteren Wolle eines Islandschafes, das an extreme Witterungsbedingungen angepasst ist.
Die Klassifizierung der Wollqualität erfolgt nach folgenden Kriterien:
- Feinheit & Kräuselung
- Lufthaltigkeit & Wärmeisolationsvermögen
- Farbe & Faserlänge
Fazit
Schafschurwolle ist ein hochwertiges, natürliches und vielseitiges Material, das insbesondere als Füllstoff für Kissen, Duvets und Bettauflagen Verwendung findet.